Afghanistan, Kabul – August 2021

Die brutale Machtübernahme der Taliban über Afghanistan war damals ein endgültiger Schlag für das Land. Ganz Afghanistan leidet seitdem enorm unter einer sozio-ökonomische Krise. Seit der Übernahme ist der prozentuale Anteil der Menschheit in Armut auf bis zu 97 Prozent gestiegen. Knapp 23,34 Millionen Menschen sind auf die Lebensmittelhilfe angewiesen. In dieser Zeit haben Paulin und Georg Samim und seine Familie kennengelernt.

Samim ist 22 Jahre alt und lebt in Kabul. Er hat immer wieder für Journalisten gearbeitet und unterstützte die Teams bei Reisen durch das Land oder kümmerte sich um Verständigungsschwierigkeiten. Samim ist Alleinverdiener und kümmert sich nebenbei um seine Mutter und seine Schwester. Die Frauenrechte waren vor der Übernahme extrem eingeschränkt und heute ist beinahe alles an Recht eingefroren. Von Menschen vor Ort wissen wir, wie schwer es ist, ein Leben in kompletter Unterdrückung zu leben oder gar zu erklären. Ein Leben ohne Bildung und Hoffnung.

Samim sehnt sich nach Bildung und Wissen, einem kostbaren Gut, das für viele in Kabul unerreichbar bleibt. Er hat gelernt, die Seiten der wenigen Bücher, die er besitzt, mit Hingabe zu durchblättern und sich in den Geschichten und Ideen zu verlieren. Sein Durst nach Wissen ist unersättlich, seine Entschlossenheit, sich trotz allem weiterzubilden, unerschütterlich.

Inmitten der Wirren des täglichen Lebens hält Samim an seinen Träumen fest. Er träumt von einer Welt, in der Kinder unbeschwert spielen und lachen können, in der Bildung für alle zugänglich ist und in der die Klänge der Musik und Kultur die Luft erfüllen. Diese Träume mögen in einem Land, das von Unsicherheit und Sorge heimgesucht wird, wie ein ferner Stern am Horizont erscheinen, aber sie sind der Antrieb, der Samim jeden Morgen aus dem Bett hebt.

Die Liebe zu seiner Familie und sein starker Glaube an eine bessere Zukunft sind die Anker, die Samim in stürmischen Zeiten halten. Er teilt die Lasten seiner Angehörigen und steht fest an ihrer Seite, während sie gemeinsam den Weg vorwärts suchen. Samim erinnert uns daran, dass trotz der Dunkelheit, die Kabul umgibt, das menschliche Herz in der Lage ist, Lichtstrahlen der Hoffnung zu senden.

Die Geschichte von Samim ist eine Erinnerung daran, dass selbst in den schwierigsten Momenten des Lebens der Menschheit ein inneres Feuer besitzt, das nicht erlischt. Während er in den von Konflikt gezeichneten Straßen von Kabul wandelt, trägt Samim die Seele einer Generation, die trotz der widrigen Umstände nicht aufhört zu träumen, zu kämpfen und zu hoffen. Seine Geschichte steht als Zeugnis für die Kraft des menschlichen Geistes, der selbst in den dunkelsten Zeiten leuchtet.

August 2021 ist bis heute die schlimmste Wende für Samim und seine Familie. Diese bekommt er hautnah mit. Unser Team unterstützt den Fall seit dem ersten Tag. Anrufe und Nachrichten folgen. Aufrufe. Kontakt mit deutschen Behörden. Absagen. Aktuell gibt es keine Lösung. An einem Aufnahmeprogramm und die jeweiligen Bedingungen wird gearbeitet. Wir stehen regelmäßig mit ihm in Kontakt und unterstützen die Familie schon vor der Vereinsgründung von FocusHuman e.V.. Nun möchten wir auf den Fall aufmerksam machen und Samims Familie eine Plattform zu geben, Gehör zu finden.